Nahaufnahme von Styropor-Oberfläche mit typischer Struktur Foto von Jens Schlömer auf Pixabay

Kann Styropor schimmeln? Vor- und Nachteile des Materials

27. Oktober 2025

Styropor – vielen bekannt als das weiße Dämmmaterial aus Verpackungen oder Hausfassaden – ist aus dem Baualltag kaum wegzudenken. Es isoliert, ist leicht und günstig. Doch immer wieder taucht die Frage auf: Kann Styropor schimmeln? Oder anders gefragt: Schimmelt Styropor selbst – oder nur das, was darunter steckt?

Was ist Styropor eigentlich?

Styropor ist ein Markenname für expandiertes Polystyrol (EPS) – ein Kunststoff, der zu etwa 98 % aus Luft besteht. Die kleinen weißen Kügelchen werden durch Erhitzen und Dampf miteinander verschmolzen. Das Ergebnis: ein sehr leichter, geschlossenzelliger Dämmstoff, der kaum Feuchtigkeit aufnimmt und sehr gute Wärmedämmeigenschaften bietet.

Eigenschaften von Styropor im Überblick:

  • hervorragende Wärmedämmung
  • sehr leicht und einfach zu verarbeiten
  • feuchtigkeitsabweisend (wasserabweisend, aber nicht komplett wasserdicht)
  • preisgünstig im Vergleich zu anderen Dämmstoffen
  • schwer entflammbar (je nach Klassifizierung)

Kann Styropor schimmeln?

Kurz gesagt: Nein, Styropor selbst schimmelt nicht. Das Material besteht aus Kunststoff – und Kunststoff bietet keine Nährstoffe, die Schimmelpilze benötigen, um zu wachsen. Aber: Schimmel kann sich sehr wohl auf oder hinter Styropor bilden, wenn Feuchtigkeit eingeschlossen oder nicht richtig abgeführt wird. Das passiert oft, wenn:

  • Dämmplatten unsachgemäß angebracht werden,
  • Wärmebrücken entstehen,
  • oder sich Kondenswasser hinter der Dämmung sammelt.

Warum es oft so aussieht, als würde Styropor schimmeln

Wenn Sie dunkle Flecken auf Styropor entdecken, sieht es auf den ersten Blick nach Schimmel auf dem Material aus. In Wahrheit handelt es sich meist um:

  • Schimmelsporen, die sich auf der Oberfläche abgesetzt haben, oder
  • Verfärbungen durch Schmutz, Staub und Feuchtigkeit.

Styropor selbst bleibt dabei unverändert – aber der Untergrund kann stark betroffen sein. Deshalb ist es wichtig, Ursachen statt Symptome zu bekämpfen.

Wie entsteht Schimmel hinter Styropor?

Damit Schimmel wachsen kann, braucht er drei Dinge:

  1. Feuchtigkeit
  2. Organisches Material (z. B. Tapeten, Putz, Klebereste)
  3. Wärme

Styropor bringt selbst keinen dieser Nährstoffe mit – aber in Kombination mit organischen Klebern oder einem feuchten Untergrund entsteht das ideale Mikroklima für Schimmelbildung hinter der Dämmung.

Typische Ursachen:

  • Falsche Verklebung: Zu viel oder ungeeigneter Kleber mit organischen Bestandteilen.
  • Fehlende Dampfsperre: Feuchtigkeit wandert von innen nach außen und bleibt an der kühlen Wandseite hängen.
  • Schlechte Belüftung: In feuchten Räumen wie Badezimmern oder Kellern kann die Luftfeuchtigkeit nicht entweichen.
  • Kondensationsprobleme: Besonders an Wärmebrücken (Fensterlaibungen, Außenecken).
Schimmel auf Styropor – Nahaufnahme eines verschimmelten Styroporstücks
Foto von Sebbi Strauch auf Pixabay

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Entfernung von Schimmel auf Styropor

1. Sicherheitsmaßnahmen treffen

Bevor Sie mit der Reinigung beginnen:

  • Tragen Sie Handschuhe, Atemschutzmaske (FFP2 oder FFP3) und Schutzbrille.
  • Sorgen Sie für gute Belüftung, öffnen Sie Fenster oder schalten Sie eine Lüftung ein.
  • Decken Sie den Boden mit Folie ab, um Schimmelsporen nicht zu verteilen.

2. Schimmel nur bei kleiner Fläche selbst entfernen

Wenn der Schimmel nur oberflächlich und auf einer kleinen Fläche (unter 0,5 m²) sichtbar ist, können Sie ihn selbst beseitigen. Bei größeren oder immer wieder auftretenden Flecken sollten Sie unbedingt einen Fachmann oder Malerbetrieb hinzuziehen – Schimmel kann sich leicht hinter der Dämmung fortsetzen.

3. Reinigung mit Alkohol (Isopropanol oder Ethanol)

Für die Oberflächenreinigung eignet sich mindestens 70 %iger Isopropanol (Isopropylalkohol) oder reiner Ethanol. Diese Mittel wirken desinfizierend und trocknen schnell, ohne das Styropor anzugreifen.

So gehen Sie vor:

  • Geben Sie den Alkohol auf ein sauberes Tuch oder einen Schwamm (nicht direkt auf das Styropor sprühen).
  • Wischen Sie die betroffenen Stellen gründlich ab.
  • Wiederholen Sie den Vorgang nach etwa 10 Minuten, um verbliebene Sporen zu beseitigen.
  • Lassen Sie die Fläche vollständig abtrocknen.

Wichtig: Verwenden Sie keine chlorhaltigen oder stark alkalischen Reiniger. Diese können Styropor angreifen oder zersetzen und sind in Innenräumen gesundheitlich bedenklich.

4. Untergrund prüfen

Nach der Reinigung sollten Sie immer kontrollieren, ob die Ursache tiefer liegt:

  • Fühlt sich die Wand hinter dem Styropor feucht oder kalt an?
  • Gibt es muffige Gerüche oder dunkle Schatten um die Platte herum?

Dann kann Feuchtigkeit hinter die Dämmung gelangt sein – dort wächst Schimmel oft unbemerkt. In diesem Fall sollte das Styropor vorsichtig entfernt und der Untergrund begutachtet werden. Ein Fachbetrieb kann mit Feuchtigkeitsmessgeräten oder Thermografie prüfen, ob sich dahinter ein verdeckter Schimmelherd befindet.

5. Ursache für die Schimmelbildung beseitigen

Selbst die gründlichste Reinigung hilft nur kurzfristig, wenn die Ursache bestehen bleibt. Typische Ursachen sind:

  • Kondenswasser durch schlechte Lüftung oder Wärmebrücken
  • Fehlerhafte Verklebung oder fehlende Dampfsperre
  • Hohe Luftfeuchtigkeit in Innenräumen (z. B. Badezimmer, Schlafzimmer, Keller)

6. Desinfektion und Nachbehandlung

Nach der Reinigung kann eine Nachbehandlung mit milden Schimmelstopp-Mitteln auf Alkoholbasis sinnvoll sein. Diese reduzieren das Risiko, dass verbliebene Sporen wieder aktiv werden. Lassen Sie die behandelte Fläche mindestens 24 Stunden gut trocknen, bevor Sie sie erneut beschichten, tapezieren oder überstreichen.

Wann sollte ein Fachmann eingreifen?

Sie sollten einen Fachbetrieb hinzuziehen, wenn:

  • Der Schimmel größer als ein halber Quadratmeter ist
  • Feuchtigkeit hinter dem Styropor vermutet wird
  • Der Schimmel nach der Reinigung wiederkehrt
  • Sie gesundheitliche Beschwerden bemerken

Ein Experte kann den betroffenen Bereich professionell öffnen, desinfizieren und neu aufbauen, ohne dass weitere Schäden entstehen. Außerdem wird geprüft, ob die Bausubstanz oder Dämmung erneuert werden muss.

So beugen Sie Schimmel bei Styropor-Dämmung vor

Wenn Sie Styropor einsetzen möchten – ob als Heimwerker oder mit Unterstützung eines Fachbetriebs –, achten Sie auf folgende Punkte:

  1. Sorgfältige Untergrundprüfung: Vor dem Kleben sicherstellen, dass die Wand trocken und schimmel­frei ist.
  2. Geeignete Kleber verwenden: Mineralische, diffusionsoffene Kleber statt organischer Dispersionskleber.
  3. Fugen dicht schließen: Vermeiden Sie offene Spalten, in die Luftfeuchtigkeit eindringen kann.
  4. Dampfsperre oder Dampfbremsfolie bei Innen­dämmungen nicht vergessen.
  5. Gute Raumlüftung: Regelmäßiges Stoßlüften, insbesondere in Feuchträumen.
  6. Wärmebrücken vermeiden: Achten Sie auf durchgehende Dämmschichten an Fensterlaibungen, Steckdosen etc.

Tipp: Wenn Sie unsicher sind, ob eine Wand bereits feucht ist, lassen Sie sie mit einem Feuchtigkeitsmessgerät prüfen – das erspart später viel Ärger.

Wann ist eine Alternative zu Styropor sinnvoll?

Je nach Anwendungsfall kann es sinnvoll sein, auf alternative Dämmstoffe zurückzugreifen – etwa:

  • Mineralwolle (Stein- oder Glaswolle): Diffusionsoffen und nicht brennbar.
  • Kalziumsilikatplatten: Besonders gut gegen Schimmel geeignet, da sie Feuchtigkeit regulieren.
  • Holzfaserplatten: Umweltfreundlich und atmungsaktiv, ideal für Altbausanierungen.

Gerade in schimmelanfälligen Räumen wie Bad oder Keller sind diese Materialien oft die bessere Wahl.

FAQ: Häufige Fragen zu Styropor

Schimmelt Styropor, wenn es nass wird?

Nein, Styropor schimmelt auch bei Nässe nicht, da es aus Kunststoff besteht und keine organischen Bestandteile enthält. Wird Styropor jedoch dauerhaft feucht, kann sich Schimmel am Untergrund oder an angrenzenden Materialien bilden. Deshalb sollte Feuchtigkeit immer schnell abtrocknen können.

Ist Styropor gesundheitsschädlich, wenn es schimmelt?

Styropor selbst ist nicht gesundheitsschädlich – aber Schimmelpilze, die sich auf oder hinter der Dämmung bilden, können die Raumluft belasten. Deshalb sollten betroffene Bereiche immer professionell gereinigt und die Ursache für Feuchtigkeit behoben werden.

Wie erkennt man Schimmel hinter Styropor, ohne die Platten zu entfernen?

Schimmel hinter Styropor lässt sich oft indirekt erkennen:

  • muffiger, feuchter Geruch
  • dunkle Schatten an Rändern oder Fugen
  • Kondenswasser an kalten Stellen

Eine Feuchtigkeitsmessung oder Thermografie kann Aufschluss geben, ohne die Dämmung direkt zu öffnen.

Kann man Styropor auf feuchte Wände kleben?

Nein – das ist einer der häufigsten Fehler. Feuchtigkeit muss immer zuerst vollständig beseitigt werden, sonst entsteht Schimmel unter der Dämmung. Eine Dämmung darf nie als “Feuchtigkeits-Sperre” missverstanden werden. Sonst wird das Problem nur verdeckt, nicht gelöst.

Fazit: Styropor schimmelt nicht – aber es kann Probleme verursachen

Styropor selbst schimmelt nicht, denn Kunststoff ist kein Nährboden für Schimmelpilze. Feuchtigkeit und falsche Verarbeitung können jedoch dazu führen, dass sich Schimmel auf der Oberfläche oder hinter der Dämmung bildet.

Wenn Styropor richtig eingesetzt wird – mit den passenden Klebern, sorgfältiger Abdichtung und ausreichender Lüftung –, ist es ein zuverlässiger und langlebiger Dämmstoff, der Energie spart und Bausubstanz schützt.