Weiße Hauswand mit schwarzen Fensterrahmen und Dachrinne bei sonnigem Wetter Foto von Mustafa akın auf Unsplash

Der Aufbau von Wärmedämm-Verbundsystemen: Infos & Tipps

16. Oktober 2025

Ein gut geplantes Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) ist das Herzstück moderner Fassadendämmung. Es schützt Gebäude vor Energieverlust, Witterung und Feuchtigkeit – und trägt entscheidend zu einem behaglichen Raumklima bei. Doch wie genau ist ein WDVS eigentlich aufgebaut? Welche Materialien kommen zum Einsatz und worauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihre Fassade energetisch sanieren möchten?

Was ist ein Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS)?

Ein Wärmedämm-Verbundsystem besteht aus mehreren exakt aufeinander abgestimmten Schichten, die gemeinsam eine hocheffiziente Dämmhülle um das Gebäude bilden. Der Begriff „Verbund“ steht dabei für das Zusammenspiel der Komponenten: Jede Schicht hat eine eigene Funktion, entfaltet aber ihre volle Wirkung nur im Zusammenspiel mit den anderen.

Ziele eines WDVS:

  • Reduzierung des Energieverbrauchs: Wärme bleibt im Haus, Kälte draußen.
  • Schutz der Bausubstanz: Vermeidung von Kondenswasser und Frostschäden.
  • Steigerung des Wohnkomforts: Gleichmäßige Temperaturen im Innenraum.
  • Wertsteigerung der Immobilie: Eine fachgerecht ausgeführte Dämmung erhöht die Lebensdauer und Attraktivität des Gebäudes.

Der klassische Aufbau eines WDVS – Schicht für Schicht erklärt

Der Aufbau eines WDVS folgt einer klaren Struktur. Die einzelnen Komponenten sind exakt aufeinander abgestimmt und müssen fachgerecht verarbeitet werden, um optimale Dämmwerte und Langlebigkeit zu erreichen.

1. Untergrund / Fassade

Der Untergrund bildet die Basis des gesamten Systems. Er muss tragfähig, sauber und trocken sein. Risse, lose Putzteile oder Feuchtigkeit müssen vor der Montage beseitigt werden.

Tipp: Eine Untergrundprüfung ist Pflicht! Nur so haftet das System dauerhaft.

2. Klebeschicht

Die Klebeschicht verbindet die Dämmplatten sicher mit der Fassade.
Es gibt zwei gängige Methoden:

  • Vollflächige Verklebung: bei ebenen Untergründen.
  • Randwulst-Punkt-Verfahren: bei leicht unebenen Flächen.

Verwendet werden spezielle WDVS-Kleber auf Mineralbasis oder Polymerbasis, je nach System und Dämmstoff.

3. Dämmplatten – das Herzstück des WDVS

Die Dämmplatten sind die zentrale Schicht, wenn es um Wärmeschutz geht. Typische Materialien sind zum Beispiel:

  • EPS (expandiertes Polystyrol)
  • Steinwolle
  • Holzweichfaserplatten
  • PU-Platten
  • Porenbeton

Die Wahl hängt von den baulichen Anforderungen, Brandschutzvorgaben und ökologischen Aspekten ab.

Praxis-Tipp: Achten Sie auf die WLG (Wärmeleitgruppe) – sie gibt Auskunft über die Dämmleistung. Je kleiner der Wert, desto besser die Dämmung.

4. Armierungsschicht

Die Armierungsschicht ist die „Sicherheitszone“ des Systems. Sie besteht aus:

  • einer Armierungsmasse (Spachtel)
  • einem Glasfasergewebe, das mittig eingebettet wird

Diese Schicht gleicht Spannungen aus, schützt vor Rissen und sorgt für Stabilität.
Besonders wichtig ist die korrekte Lage des Gewebes – es darf weder zu tief noch zu oberflächlich eingebettet werden.

5. Oberputz

Der Oberputz ist die sichtbare Schicht des WDVS und übernimmt gleich mehrere Aufgaben:

  • Schutz vor Witterung
  • UV-Beständigkeit
  • Gestaltung der Fassade

Verwendet werden meist mineralische Putze (z. B. Silikat-, Silikonharz- oder Kalkputze), die je nach gewünschter Optik und Diffusionsverhalten gewählt werden.

6. Endbeschichtung (Farbe oder Lasur)

Als finale Schicht wird die Fassade gestrichen – das sorgt nicht nur für die gewünschte Farbwirkung, sondern schützt zusätzlich vor Algen- und Pilzbefall.
Moderne Silikonharzfarben oder Nano-Quarz-Beschichtungen bieten langlebigen Wetterschutz und hohe Farbstabilität.

Tipp: Wählen Sie helle Farbtöne! Sie reduzieren die Aufheizung der Oberfläche im Sommer und verlängern die Lebensdauer des Systems.

Kurzübersicht: Aufbau WDVS im Überblick

SchichtFunktion
UntergrundTragfähige Basis, gereinigt und geprüft
KlebemörtelVerbindung zwischen Wand und Dämmplatte
DämmstoffWärmeschutz, Schallschutz, Brandschutz
ArmierungsschichtStabilität, Risssicherheit
OberputzWetterschutz, Gestaltung
EndbeschichtungFarbgestaltung, Schutz vor Algen & UV-Strahlung

Zusätzliche Komponenten im Aufbau eines WDVS

Neben den Hauptschichten gehören auch folgende Elemente zum Gesamtsystem:

  • Sockelprofil: sorgt für sauberen Abschluss und Lastabtragung.
  • Eckschutzprofile: sichern Kanten gegen Beschädigungen.
  • Abschlussleisten & Tropfkanten: verhindern Feuchtigkeitseintritt.
  • Dübel: werden bei hohen Windlasten oder bestimmten Untergründen zusätzlich zur Klebung eingesetzt.
Baugerüst an einem Haus mit Blick auf grüne Landschaft, fotografiert von laughing cynic auf Unsplash
Foto von Laughing Cynic auf Unsplash

Typische Fehler beim WDVS-Aufbau – und wie man sie vermeidet

Ein Wärmedämm-Verbundsystem ist nur so gut wie seine Verarbeitung. Diese Fehler treten in der Praxis häufig auf:

  1. Unzureichende Untergrundvorbereitung → führt zu Haftungsproblemen.
  2. Falsche Verklebung der Dämmplatten → Wärmebrücken entstehen.
  3. Gewebe zu tief oder zu oberflächlich eingebettet → Rissbildung.
  4. Fehlende Systemkompatibilität → nur geprüfte WDVS-Systeme verwenden!

Tipp: Verwenden Sie ausschließlich Systemkomponenten eines Herstellers – nur so sind alle Materialien aufeinander abgestimmt und bauaufsichtlich zugelassen.

FAQ: Häufige Fragen zu Wärmedämm-Verbundsystemen

Wie lange hält ein WDVS?

Ein fachgerecht montiertes WDVS hat eine Lebensdauer von 30 bis 50 Jahren – vorausgesetzt, es wird regelmäßig gewartet. Wichtige Faktoren für Langlebigkeit sind:

  • Verwendung von Systemkomponenten eines Herstellers
  • Saubere Verarbeitung ohne Wärmebrücken
  • Schutzanstriche alle 10–15 Jahre

Wie dick muss die Dämmung eines WDVS sein?

Bei einem Wärmedämm-Verbundsystem empfiehlt sich in der Regel eine Dämmdicke zwischen 16 und 24 Zentimetern, um eine effiziente Wärmedämmung zu erzielen.

Kann ein WDVS auf jedem Untergrund angebracht werden?

Nein. Der Untergrund muss tragfähig, sauber und trocken sein. Beton, Mauerwerk oder verputzte Flächen sind meist geeignet. Nicht geeignet sind:

  • feuchte oder salzbelastete Untergründe
  • instabile Altputze
  • unzureichend gereinigte Fassaden

Vor der Montage wird deshalb eine Haftzugprüfung durchgeführt.

Wie wird ein WDVS gewartet oder instand gehalten?

Eine WDVS-Fassade ist grundsätzlich pflegeleicht. Dennoch sollten Sie:

  • die Fassade regelmäßig auf Risse oder Beschädigungen prüfen
  • Algen und Verschmutzungen frühzeitig entfernen
  • Fassadenfarbe etwa alle 10–15 Jahre erneuern
  • bei Beschädigungen professionelle Reparatur veranlassen (kein Do-it-yourself!)

Kann ich ein WDVS selbst anbringen?

Ein WDVS erfordert:

  • bauphysikalische Kenntnisse (Wärmebrücken, Feuchteschutz)
  • präzise Verarbeitung
  • Einhaltung gesetzlicher Vorgaben (z. B. Brandschutzklassen)

Unser Rat: Überlassen Sie die Montage einem zertifizierten Fachbetrieb, um teure Folgeschäden zu vermeiden. Wir beraten Sie gerne.

Wie wirkt sich ein WDVS auf das Raumklima aus?

Ein WDVS sorgt für gleichmäßig warme Innenwände und verhindert das Auskühlen der Wandoberflächen. Dadurch entsteht:

  • weniger Kondenswasser
  • weniger Schimmelgefahr
  • ein angenehm ausgeglichenes Raumklima

Im Sommer bleibt die Wärme draußen – im Winter drinnen.

Ist ein WDVS atmungsaktiv?

Ja, wenn diffusionsoffene Materialien verwendet werden. Mineralische Systeme wie Silikatputze oder Mineralwolle ermöglichen einen Feuchtigkeitsaustausch, ohne Energie zu verlieren. Dadurch bleibt die Wand „atmungsaktiv“, was das Risiko von Feuchtigkeitsstau reduziert.

Wie wird verhindert, dass Algen auf der WDVS-Fassade wachsen?

Algen entstehen durch Feuchtigkeit auf der Oberfläche.
Vorbeugung durch:

  • Hydrophobe (wasserabweisende) Oberputze
  • Silikonharzfarben mit Abperleffekt
  • ausreichende Dachüberstände und Tropfkanten
  • in schattigen Lagen: biozidfreie Schutzsysteme mit mineralischer Struktur

Wie steht es um den Brandschutz bei WDVS?

Brandschutz ist ein wichtiger Punkt! Bei mehrgeschossigen Wohngebäuden müssen die Brandschutzanforderungen für Sockeldämmungen und Brandriegel über Fenstern sowie zwischen Geschossen eingehalten werden. Alternativ bietet sich der Einsatz nicht brennbarer Dämmstoffe an.

Fazit: WDVS: Der richtige Aufbau entscheidet über die Lebensdauer

Bei einem Wärmedämm-Verbundsystems erfüllt jede Schicht eine wichtige Funktion, und nur das perfekte Zusammenspiel sorgt für Langlebigkeit, Energieeffizienz und eine schöne Fassade.

Wenn Sie als Hausbesitzer oder Bauherr ein WDVS planen, verlassen Sie sich auf erfahrene Fachbetriebe. Ein qualifizierter Maler- und Stuckateurbetrieb weiß, worauf es bei Materialauswahl, Verarbeitung und Untergrundprüfung ankommt. Wir beraten Sie gerne rund um Wärmedämm-Verbundsysteme.