Armierungsputz und Gewebe: Warum diese Schicht so wichtig ist

22. September 2025

Was ist Armierungsputz? Definition und Grundlagen

Armierungsputz ist ein spezieller Putz, der in der modernen Bau- und Sanierungspraxis eine zentrale Rolle spielt. Im Kern handelt es sich bei Armierungsputz um einen mit Fasern oder Gewebe verstärkten Putz, der auf tragfähige Untergründe wie Beton, Mauerwerk oder Dämmplatten aufgetragen wird. 

Seine Hauptaufgabe besteht darin, Oberflächen zu stabilisieren, Risse zu vermeiden und eine solide Basis für weitere Beschichtungen zu schaffen. Ohne eine fachgerechte Armierungsschicht riskieren Sie langfristige Schäden wie Abplatzungen, Rissbildungen oder sogar strukturelle Schwächen im Mauerwerk.

Wie funktioniert Armierungsputz?

Die Armierung erfolgt in der Regel durch ein eingearbeitetes Gewebe, meist aus Glasfaser oder Kunststoff, das dem Putz zusätzliche Zugfestigkeit verleiht. Diese Kombination aus Putz und Gewebe wirkt wie ein Schutzschild: Sie gleicht Spannungen im Untergrund aus, die durch Temperaturschwankungen, Setzungsbewegungen des Gebäudes oder mechanische Belastungen entstehen. 

Besonders kritisch ist dies bei empfindlichen Untergründen wie Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) oder bei der Sanierung von Rissen. Hier verhindert der Armierungsputz, dass sich bestehende Schäden auf die neue Putzoberfläche übertragen.

Unterschiede zwischen Armierungsputz innen und außen

Für Laien mag der Unterschied zwischen Armierungsputz für den Innen- und Außenbereich auf den ersten Blick gering erscheinen. Doch die Anforderungen sind verschieden. Während Armierungsputz im Inneren vor allem mechanische Belastungen und Mikrorisse abfangen muss, ist er außen zusätzlich Witterungseinflüssen wie Regen, Frost und UV-Strahlung ausgesetzt. 

Daher sind Außenputze in der Regel robuster formuliert und enthalten oft Zusätze, die die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen erhöhen. Innenputze hingegen legen mehr Wert auf Verarbeitbarkeit und eine glatte Oberfläche, die sich später leicht streichen oder tapezieren lässt.

Armierungsgewebe: Der unsichtbare Helfer für langlebige Putzflächen

Die Funktion von Gewebe in der Armierung 

Armierungsgewebe ist das Herzstück jeder professionellen Putzarmierung. Ohne diese Verstärkung wäre selbst der hochwertigste Putz anfällig für Risse und Abplatzungen. Der Grund liegt in den physikalischen Eigenschaften von Putz: Während er Druckkräfte gut aufnehmen kann, ist seine Zugfestigkeit begrenzt. Hier kommt das Gewebe ins Spiel. Es wirkt wie ein unsichtbares Skelett, das Zugspannungen aufnimmt und gleichmäßig über die Fläche verteilt. 

Besonders an kritischen Stellen wie Gebäudeecken, Fensteranschlüssen oder Übergängen zwischen verschiedenen Baumaterialien entstehen häufig Spannungen, die ohne Armierung zu sichtbaren Schäden führen würden. Das Gewebe überbrückt diese Schwachstellen und sorgt dafür, dass der Putz auch bei Bewegungen des Untergrunds – etwa durch Temperaturschwankungen oder Setzungen – intakt bleibt.

Ein weiterer Vorteil des Armierungsgewebes ist seine Fähigkeit, Mikrorisse zu kontrollieren. Selbst bei optimaler Verarbeitung können im Putz haarfeine Risse entstehen, die sich ohne Gewebe mit der Zeit ausweiten. Das Armierungsgewebe begrenzt diese Risse auf ein unkritisches Maß und verhindert, dass sie sich bis zur Oberfläche fortsetzen. Das ist nicht nur optisch relevant, sondern auch funktional: Offene Risse können Feuchtigkeit eindringen lassen, was langfristig zu Schimmelbildung oder Frostschäden führen kann. Besonders bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) ist das Gewebe daher unverzichtbar, da es die Dämmplatten mechanisch schützt und die Lebensdauer der Fassade deutlich verlängert.

Eine weitere wichtige Funktion: Das Gewebe verbessert die Haftung zwischen Putz und Untergrund. Durch die Einbettung in die frische Putzmischung entsteht eine feste Verbindung, die verhindert, dass sich der Putz später vom Untergrund löst. Das ist besonders bei glatten Oberflächen wie Dämmplatten oder Beton entscheidend, wo die Haftung ohne zusätzliche Maßnahmen oft unzureichend wäre. 

Materialien im Vergleich: Glasfaser, Kunststoff oder Naturfasern?

Glasfasergewebe ist der Klassiker und wird aufgrund seiner hohen Zugfestigkeit und Langlebigkeit am häufigsten eingesetzt. Es ist alkalibeständig, verrottet nicht und behält auch nach Jahrzehnten seine stabilisierende Wirkung. Besonders im Außenbereich, wo der Putz extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt ist, hat sich Glasfaser bewährt. Moderne Glasfasergewebe sind zudem so fein gewebt, dass sie sich nahtlos in den Putz einarbeiten lassen, ohne die Oberfläche zu stören.

Kunststoffgewebe, meist aus Polypropylen oder Polyester, kommen vor allem im Innenbereich oder bei speziellen Anwendungen zum Einsatz. Sie sind besonders elastisch und eignen sich daher gut für Untergründe, die starken Bewegungen ausgesetzt sind, wie etwa bei Trockenbauwänden oder Decken. Ein weiterer Vorteil von Kunststoffgeweben ist ihre einfache Verarbeitung: Sie lassen sich leicht zuschneiden und passen sich auch unebenen Untergründen an. Allerdings sind sie weniger temperaturbeständig als Glasfaser und können bei direkter Sonneneinstrahlung mit der Zeit spröde werden. Daher sollten sie im Außenbereich nur in geschützten Bereichen oder in Kombination mit speziellen UV-stabilisierten Putzen verwendet werden.

Naturfasergewebe, etwa aus Jute oder Hanf, werden seltener eingesetzt, finden aber in ökologisch ausgerichteten Bauprojekten zunehmend Beachtung. Sie sind diffusionsoffen, atmungsaktiv und besonders umweltfreundlich. Allerdings sind sie weniger zugfest als Glasfaser oder Kunststoff und eignen sich daher vor allem für Innenputze oder leichte Armierungsaufgaben. Ein weiterer Nachteil ist ihre Anfälligkeit für Feuchtigkeit und Schimmel, weshalb sie in feuchten Räumen oder im Außenbereich nur bedingt geeignet sind.

Armierungsputz außen: Schutz für die Fassade

Schutz vor Witterungsschäden 

Die Fassade eines Gebäudes ist täglich extremen Belastungen ausgesetzt: Regen, Frost, UV-Strahlung und Temperaturschwankungen setzen dem Material über die Jahre zu. Armierungsputz wirkt hier wie eine schützende Haut, die Spannungen im Untergrund ausgleicht und verhindert, dass sich Mikrorisse zu größeren Schäden ausweiten. 

Besonders bei gedämmten Fassaden ist diese Schutzschicht unverzichtbar, da Dämmplatten ohne Armierung anfällig für mechanische Beschädigungen und Witterungseinflüsse wären. Der Putz schützt die Dämmung nicht nur vor Feuchtigkeit, sondern sorgt auch dafür, dass die Oberfläche langfristig stabil bleibt.

Schutz vor Feuchtigkeit

Ein weiterer entscheidender Vorteil von Armierungsputz an der Fassade ist seine diffusionsoffene Eigenschaft. Moderne Armierungssysteme lassen Wasserdampf aus dem Inneren des Gebäudes entweichen, verhindern aber gleichzeitig das Eindringen von Regenwasser. Das beugt Schimmelbildung und Frostschäden vor, die entstehen können, wenn Feuchtigkeit in die Dämmung oder das Mauerwerk eindringt. Gleichzeitig bietet der Putz einen UV-Schutz für die darunterliegenden Materialien, was die Lebensdauer der gesamten Fassade verlängert.

Schutz vor Rissen

Besonders kritisch sind Übergänge zwischen verschiedenen Baumaterialien, wie etwa bei Fensteranschlüssen, Gebäudeecken oder Sockelbereichen. Hier entstehen häufig Spannungen, die ohne Armierung zu Rissen führen würden. Der Armierungsputz überbrückt diese Schwachstellen und sorgt für eine gleichmäßige, stabile Oberfläche. Durch die Kombination mit einem hochwertigen Armierungsgewebe wird die Zugfestigkeit zusätzlich erhöht, sodass selbst bei leichten Bewegungen des Gebäudes keine Schäden entstehen.

Typische Fehler bei der Außenarmierung – und wie man sie vermeidet

Ein häufiger Fehler bei der Außenarmierung ist die unsachgemäße Verarbeitung des Armierungsgewebes. Wird es nicht vollständig in den Putz eingebettet oder überlappen die Bahnen zu wenig, kann es zu Rissen oder Ablösungen kommen. 

Auch die Wahl der falschen Putzdicke kann Probleme verursachen. Zu dünne Schichten bieten nicht ausreichend Schutz, während zu dicke Schichten reißen können. Zudem sollte der Putz nicht bei extremen Wetterbedingungen wie starker Hitze, Frost oder Regen aufgetragen werden, da dies die Aushärtung beeinträchtigt.

Wir haben jahrelange Erfahrung mit der professionellen Beschichtung von Fassaden. Kontaktieren Sie uns gerne für Ihr Bauprojekt. 

Armierungsputz 210/5: Was bedeutet die Kennzahl?

Die Kennzahl 210/5 bei Armierungsputz gibt Auskunft über die Korngröße und die maximalen Korndurchmesser. Die erste Zahl (210) bezieht sich auf die Siebgröße, durch die der Putz gesiebt wird – je höher die Zahl, desto feiner ist der Putz. Die zweite Zahl (5) gibt den maximalen Korndurchmesser in Millimetern an. Ein Armierungsputz 210/5 ist also ein feinkörniger Putz, der sich besonders für glatte Oberflächen oder als Untergrund für dünne Oberputze eignet. Diese Feinheit sorgt für eine gleichmäßige Oberfläche und erleichtert die weitere Verarbeitung.

Armierungsputz innen: Stabilität für Wände und Decken

Wann ist Armierungsputz innen notwendig? 

Armierungsputz kommt im Innenbereich immer dann zum Einsatz, wenn es gilt, Risse zu überbrücken oder empfindliche Untergründe zu stabilisieren. Typische Anwendungsfälle sind Trockenbauwände aus Gipskarton, bei denen die Fugen und Anschlüsse verstärkt werden müssen, oder die Sanierung von Rissen in Bestandsgebäuden. Auch bei der Verarbeitung von Lehm- oder Kalkputzen, die besonders anfällig für Schwindrisse sind, ist eine Armierung oft unverzichtbar. Sie sorgt dafür, dass die Oberfläche auch bei leichten Bewegungen des Gebäudes intakt bleibt.

Ein weiterer Einsatzbereich ist die Vorbereitung von Wänden und Decken für hochwertige Oberflächen wie Glattputz oder Stuck. Hier garantiert der Armierungsputz eine ebene und stabile Basis, die später problemlos gestrichen oder tapeziert werden kann. Besonders in Neubauten, wo sich das Gebäude noch setzt, ist eine Armierung sinnvoll, um spätere Risse zu vermeiden.

Innenarmierung richtig verarbeiten: Tipps für glatte Oberflächen

Der Schlüssel zu einer perfekten Innenarmierung liegt in der sorgfältigen Verarbeitung. Der Untergrund muss staubfrei und gegebenenfalls vorgrundiert sein, um eine optimale Haftung zu gewährleisten. Das Armierungsgewebe wird in die erste, noch frische Putsschicht eingebettet und anschließend mit einer zweiten Schicht bedeckt. Besonders wichtig ist, dass das Gewebe faltenfrei und ohne Lufteinschlüsse verlegt wird.

Nach dem Trocknen sollte die Oberfläche mit einem Feinputz oder Spachtelmasse veredelt werden, um eine perfekt glatte Basis für den Anstrich oder die Tapete zu schaffen. Achten Sie darauf, dass der Putz vollständig durchgetrocknet ist, bevor Sie mit der weiteren Verarbeitung beginnen. Bei Risssanierungen empfiehlt es sich, die betroffenen Stellen vorher auszuschneiden und mit einem speziellen Sanierputz zu behandeln, bevor die Armierung aufgetragen wird. So stellen Sie sicher, dass die Risse nicht wiederkehren.

Langfristiger Schutz für Ihr Gebäude

Warum eine professionelle Fassade-Armierung sich lohnt

Eine fachgerecht armierte Fassade ist keine unnötige Ausgabe, sondern ist eine Investition in die Zukunft Ihres Gebäudes. Ohne professionelle Armierung drohen Risse, Abplatzungen und Feuchtigkeitsschäden, die auf Dauer teure Sanierungen nach sich ziehen. Besonders bei gedämmten Fassaden kann eine mangelhafte Armierung dazu führen, dass die Dämmung ihre Wirkung verliert oder sogar Schimmel entsteht.

Durch eine hochwertige Armierungsschicht wird die Lebensdauer der Fassade deutlich verlängert. Sie schützt nicht nur vor Witterungseinflüssen, sondern erhöht auch den Wert Ihrer Immobilie. Auch potenzielle Käufer oder Mieter legen Wert auf eine gepflegte, langlebige Fassade. 

Ein weiterer Vorteil: Eine gut armierte Fassade reduziert den Energieverbrauch. Risse und undichte Stellen führen zu Wärmeverlusten, die Ihre Heizkosten in die Höhe treiben. Mit einer intakten Armierung bleibt die Dämmung effektiv.

Fassade armieren: Kosten, Aufwand und rechtliche Vorgaben

Die Kosten für eine Fassade-Armierung hängen von der Größe der Fläche, dem gewählten Material und der Komplexität der Arbeit ab. Bei großen Flächen oder standardisierten Systemen (wie WDVS) sinkt der Preis oft, während aufwendige Sanierungen oder Sonderlösungen teurer werden.

Der Aufwand ist überschaubar, wenn die Fassade gut vorbereitet ist. Eine professionelle Firma benötigt für eine durchschnittliche Einfamilienhaus-Fassade etwa 2 bis 4 Tage, abhängig von Trocknungszeiten und Wetterbedingungen. Wichtig: Armierungsarbeiten sollten nicht bei Regen, extremer Hitze oder Frost durchgeführt werden, da dies die Qualität beeinträchtigt.

Rechtlich gibt es klare Vorgaben, besonders bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS). Hier sind oft bautechnische Nachweise erforderlich, die die Eignung der Materialien bestätigen. Zudem müssen Brandschutzbestimmungen und lokale Bauvorschriften eingehalten werden. Bei Unsicherheiten lohnt sich die Beratung durch einen Fachbetrieb oder Sachverständigen.

Häufige Fragen zu Armierungsputz und Gewebe

Kann man Armierungsputz selbst auftragen oder braucht man einen Profi?

Grundsätzlich ist es möglich, Armierungsputz in Eigenregie aufzutragen; vorausgesetzt, Sie verfügen über handwerkliches Geschick und die nötige Geduld. 
Allerdings gibt es Situationen, in denen ein Profi unverzichtbar ist: Bei Fassadenarbeiten, besonders an gedämmten Häusern, sind Erfahrung und Spezialwerkzeug entscheidend. Fehler wie falsch eingebettetes Gewebe oder ungleichmäßige Schichtdicken können später zu teuren Schäden führen.
Wenn Sie sich unsicher sind, empfehlen wir, sich zumindest die ersten Schritte von uns zeigen zu lassen. 

Wie lange hält Armierungsputz? Lebensdauer und Wartung

Im Außenbereich sollten Sie die Fassade regelmäßig auf Risse oder Abplatzungen kontrollieren. Kleine Schäden lassen sich oft mit einem einfachen Reparaturputz beheben, bevor sie sich ausweiten. Bei gedämmten Fassaden ist es ratsam, alle 5 bis 10 Jahre eine Sichtprüfung durchzuführen. Der Putz kann aber trotzdem gut 20 bis 30 Jahre halten. Im Innenbereich ist die Haltbarkeit noch deutlich höher, da keine Witterungseinflüsse wirken. Hier reicht es, die Oberflächen gelegentlich auf Risse zu prüfen und bei Bedarf nachzubessern.

Was tun, wenn der Armierungsputz Risse bekommt?

Kleine Haarrisse sind oft harmlos und entstehen durch normale Materialspannungen. Sie lassen sich mit einem elastischen Überzugsputz oder einer flexiblen Farbe überstreichen. Größere Risse (breiter als 0,2 mm) sollten Sie jedoch untersuchen: Handelt es sich um Setzrisse, Witterungsschäden oder Verarbeitungsfehler? Bei Setzrissen im Neubau wartet man oft ab, bis das Gebäude ruht. Bei Witterungsschäden oder mangelhafter Armierung muss die betroffene Stelle freigelegt, neu armiert und verputzt werden.

Ist Armierungsputz diffusionsoffen? 

Ja, moderner Armierungsputz ist in der Regel diffusionsoffen. Das bedeutet, er lässt Wasserdampf aus dem Inneren des Gebäudes entweichen, hält aber Regenwasser von außen ab. 

Fazit

Armierungsputz und Gewebe sind die unsichtbaren Helfer, die Ihre Wände und Fassaden langfristig schützen. Ob im Innenbereich zur Rissvermeidung oder an der Fassade als Schutz vor Witterungseinflüssen – eine professionelle Armierung verlängert die Lebensdauer Ihrer Immobilie, spart Energie und verhindert teure Folgeschäden.

Wir beraten Sie gerne: Kontakt